Liebe Genoss:innen, liebe Leser:innen,
heute müssen wir leider öffentlich bekanntmachen, dass das Klassenhass Kollektiv seine Arbeit zum Ende diesen Monats einstellen wird.
Zu den Gründen:
dass Klassenhass Kollektiv war seit seiner Gründung im April 2020 von Ab-, Um- und Zuzügen geprägt. Ein Gruppenkern verblieb in Stuttgart und Umland, andere Menschen aus unserer Gruppe zogen nach München, Mannheim und Leipzig. Wir waren optimistisch, dass wir die räumliche Distanz dank Internetkram „irgendwie hinkriegen“ würden. Wir müssen nach längerer Betrachtung feststellen: das war und ist nicht der Fall.
Wir haben es in zwei Jahren Gruppenaktivität nach drei Anläufen genau einmal geschafft, als Kollektiv auf einer größeren, überregionalen Demonstration wahrnehmbar zu sein. Von insgesamt drei anlassbezogenen, thematischen Flugblättern wurde genau eines verteilt – und konsequenterweise vergessen es zu veröffentlichen. Niemand interessiert sich (und das berechtigt) für ein Flugblatt zu einem spezifischen Anlass der bereits wochenlang Vergangenheit ist.
Auch unser Stickerversand hatte unter unserer organisatorischen Schwäche zu leiden. Phasenweise (im Juli/August) mussten Menschen bis zu zwei Wochen auf ihre bestellten Sticker warten. Und das ist ganz schön uncool. Dafür möchten wir uns auch an dieser Stelle noch einmal entschuldigen.
Ein paar Sachen haben dann aber doch ganz gut funktioniert und diese wollen wir als Erfahrung an andere Genoss:innen weitergeben:
Unser „gratis“ Stickerversand hat weitaus mehr Interesse erzeugt als wir gedacht hätten. Wir haben unsere Sticker immer auf der Vertrauensbasis „verschenkt“, dass die Empfänger:innen andere linke Organisationen und Kampagnen finanziell unterstützen. Auch wenn wir persönlich keine Fans davon sind Sticker zu photographieren um sie auf sozialen Medien zu verbreiten, freut es uns natürlich dass unsere Sticker in einigen Städten zwischen Flensburg und Zürich aufgetaucht sind.
Wir waren (zumindest als Einzelpersonen) in unseren Betrieben, Büros und Stationen, in den MAVen und gewerkschaftlichen Vertretungen stärker präsent und wahrnehmbar als wir es ohne den Gruppenzusammenhalt und -dynamik gewesen wären.
Dieses Selbstbewusstsein für uns und die Interessen unserer Klasse einzustehen, werden wir mitnehmen!
Wir konnten uns über die Zeit besser und profilierter in „szenefremden“ Zusammenhängen etablieren, dort Gespräche auf Augenhöhe führen (anstatt In-Bound und Out-Bound-Verhalten der eigenen Szene-Bubble zu reproduzieren), diskutieren und eine radikale Kritik des Bestehenden formulieren.
Wir dürfen heute – nicht selbstzufrieden, aber anerkennend – sagen, dass wir Menschen in unserem Umkreis beeinflusst haben. Das reicht sicherlich nicht für die Revolution – die wir nach wievor unabdingbar und undiskutierbar anstreben – und dennoch dient es ihrer Vorbereitung; jetzt schon, als gelebter und akuter Eingriff zumindest in die ständige ideologische Reproduktion.
Der Kampf geht weiter!
Für den Kommunismus!
euer (ehemaliges) Klassenhass Kollektiv